Ein Glanzlicht, das seit 125 Jahren leuchtet

Schauten gemeinsam zurück und nach vorn (von links): Géraldine Müller mit Defibrillator, Andreas Heilmeier, Agnes Gnos und Fabienne Binkert. Auf dem Tisch sieht man den Postenkoffer.Bild: Hans-Peter Schweizer
Samariter üben sich bei vielen Anlässen in uneigennütziger Nächstenliebe. Mit seinen nunmehr 125 Jahren gehört der Verein zu den ältesten im Baarer Dorf.
Von: Hans-Peter Schweizer
Es sei nun schon 18 Jahre her, seit er das Präsidium übernahm, erzählt der sichtlich froh gelaunte Präsident des Samaritervereins Baar, Andreas Heilmeier. «Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als mich der damalige Präsident Urs Meister anrief und mir kundtat, dass er einen Postenchef suche.» Der Deal war: «Du, Heilmeier, machst den Präsi und ich mache den Postenchef, den Rest erläutern wir an der Generalversammlung.» So einfach war es früher, Mandate zu verteilen. Heilmeier weiter: «Dass ich das Präsidium allerdings noch am heurigen Jubiläum innehabe, daran hätte ich nicht einmal im Traum gedacht.» Heilmeier ist in der 125-jährigen Vereinsgeschichte erst der 16. Vereinspräsident; doch es war in dieser Zeit noch nie eine Präsidentin an der Spitze.
Die Alarmierung in früheren Zeiten
Agnes Gnos, eine «Grande Dame» des Samaritervereins, lebt seit 45 Jahren in Baar und bekleidete viele Jahre das Amt der Aktuarin. Sie sei damals auf Anraten einer Kollegin zum Verein gestossen und bereue den Entscheid bis heute in keiner Weise. «Nach wie vor gelingt es am besten, mit persönlichen Kontakten Neumitglieder zu gewinnen.» So gelingt es immer wieder, einige neue und auch jüngere Mitglieder in die Sanitätertruppe zu integrieren. Aktuell zählt der Baarer Verein etwa 50 Mitglieder. Bei einem Rückblick erzählt Agnes Gnos, dass früher noch Blutspendeaktionen im Dorf organisiert wurden und die Baarer Bäcker und Metzgereien die Verpflegung für Blutspender stifteten. Mit der fortschreitenden Verbreitung des Telefons in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Alarmierung «revolutioniert». Die Mitglieder konnten nun in kurzer Zeit erreicht werden. «Die telefonisch Alarmierten mussten lediglich noch etwa fünf bis sechs weitere Mitglieder per Hausklingel aufbieten», schaut Gnos schmunzelnd zurück. «Kaum zu fassen, dass heutzutage sogar Kindergärtler per Mobiltelefon erreichbar sind.»
Weiterbildung und Kurse sind gefragt
Samariter engagieren sich in erster Linie an sportlichen und kulturellen Anlässen, um Notfälle zu betreuen und für Sicherheit zu sorgen. Da die Zahl der Veranstaltungen von Jahr zu Jahr steigt, werden auch die Dienste der Samaritervereine immer öfter in Anspruch genommen. «Deshalb sind wir ständig auf der Suche nach engagierten Mitgliedern, die uns nach entsprechender Ausbildung bei unserer Tätigkeit für das Allgemeinwohl tatkräftig unterstützen», so Präsident Andreas Heilmeier. Die seit 2016 im Verein tätige Géraldine Müller beispielsweise hat bereits eine respektable Karriere hinter sich. Als eines von sechs Vorstandsmitgliedern hat sie das Kurswesen unter sich, leitet interne wie auch externe Kurse und betreut das technische Kader. So besuchten im vergangenen Jahr die Techniker und Technikerinnen die obligatorische Weiterbildung. «Hauptthema war dabei die Vermittlung von Lerninhalten, die Übergabe an den Rettungsdienst sowie die Thematik des ABCDE-Schemas», so Géraldine Müller. ABCDE stehe für die englischen Ausdrücke «Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure», was übersetzt in etwa bedeutet: Atemweg, Atmung, Kreislauf, neurologischer Zustand, Patient entkleiden.
Mit Fabienne Binkert nimmt auch die «Pflegerin des Internetauftritts» am Treffen der Vereinsrepräsentanten ein. Binkert, die seit sechs Jahren dem Verein angehört, studiert an der Berner Fachhochschule Pflegefachfrau und möchte nach Absolvieren des Studiums den Bachelor of Science/Pflege erreichen. Für sie ist die Mitgliedschaft beim Verein ein wertvoller Ausgleich zum Studium. «Die Zusammenarbeit macht Spass und wir leisten sinnvolle Arbeit.»
Aus früheren Zeiten
Die Schweizerische Bundesverfassung war gerade einmal 50 Jahre alt, die Eröffnung des Bahnhofs Baar lag gar nur ein knappes Jahr zurück, als am Dienstag, 22. Februar 1898, im «Zuger Volksblatt» und in den «Zuger Nachrichten» das Inserat «Öffentliche Vorträge» erschien, in welchem kundgetan wurde, dass am 27. Februar 1998, um 16 Uhr im Restaurant Brauerei ein Vortrag über «Die erste Hülfe bei Unglücksfällen mit besonderer Berücksichtigung des Zwecks und der Bedeutung der Samariterkurse» stattfinden werde. Als Referent wurde ein Herr Oberstleutnant Dr. Mürset genannt. Als Organisator trat dabei die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug auf. Diesem Referat folgten sage und schreibe 200 Personen, welche für die Durchführung eines Samariterkurses offene Ohren fanden. Die Durchführung des ersten Kurses wurde gleichentags beschlossen und fand am Montag, 7. März, abends um 20 Uhr statt. Der Kurs umfasste zirka 40 Unterrichtsstunden, jeweils montags und freitags am Abend. Alle 45 Teilnehmenden bestanden die Schlussprüfung. Im Anschluss an die Diplomübergabe wurde beschlossen, in Baar den heute noch bestehenden Samariterverein zu gründen. Der Zeitungsbericht im «Zuger Volksblatt» von Dienstag, 24. Mai 1898, erwähnte die edle Absichtserklärung in lobenden Worten. Noch heute ist die Arbeit des Samaritervereins an Baarer Veranstaltungen unverzichtbar. hps