Einkaufen ohne ein schlechtes Gewissen

Unweit vom Kreuzplatz, an der Rathausstrasse 7, begann vor 50 Jahren die Geschichte des Baarer Claro-Ladens. Bilder: pd

Regula Landtwing (links) und Vereinspräsidentin Anita Landis begutachten das aktuelle Angebot an der Dorfstrasse 40.

Geschäftsleiterin Rita Elsener vor dem neuen Laden mit informativem Schaufenster. Bilder: Ernst Bürge
Fairtrade-Produkte gibt es mittlerweile beim einen oder anderen Grossverteiler. Es waren aber Vereine wie in Baar, welche die Pionierarbeit geleistet hatten – und noch heute stetig attraktiver werden.
Von: Ernst Bürge
Vor einem halben Jahrhundert gründete eine Gruppe von Baarerinnen und Baarern den «Verein zur Förderung direkter Entwicklungshilfe». In der Folge konnte am 1. September 1974 der 3. Welt-Shop an der Rathausstrasse 7 eröffnet werden, notabene schweizweit der zweite Laden dieser Art.
2004 zog der Laden in ein neues Lokal direkt neben dem Rathaus an der Leihgasse 1a. Seit kurzem befindet sich das Geschäft nun in der Nachbarschaft der Kirche St. Martin. «Wir konnten hier an der Dorfstrasse 40 unser Angebot wesentlich erweitern», freut sich Geschäftsführerin Rita Elsener. Erhältlich sind zahlreiche Bioprodukte, Karten, Schokolade und auch nachhaltige Kleider. Ein Besuch und Schmökern in den Auslagen lohnen sich.
«Jute statt Plastik» verlieh der Organisation mehr Akzeptanz
Seit 1997 trägt die Organisation den Namen Verein Claro-Weltladen Baar. Das Jubiläum bietet Gelegenheit, Rückschau zu halten. Präsidentin Anita Landis, die ehemalige Präsidentin Regula Landtwing und Ladenleiterin Rita Elsener wissen viel Interessantes zur Geschichte dieses Vereins.
Der Jesuitenpater Francis Xavier D’Sa war seinerzeit mit Baar verbunden. In Gesprächen zur sinnvollen Entwicklungshilfe entstand dann die Idee eines Ladens zum Verkauf von Produkten wie Handwerk, Gewürzen, Textilien und mehr aus Indien und weiteren Ländern. Der Grundgedanke ist seit jeher, die Waren auf möglichst direktem Weg von der Welt im Süden zu kaufen und hier zu fairen Preisen anzubieten. Weil nicht nur der Artikel selbst, sondern auch der Zusammenhang zur Herkunft den Kunden im Geschäft weitergegeben werden, gab es früher schon mal Kritik: Regula Landtwing erinnert sich an den Satz: «Sie verkaufen zu einem Pfund Kaffee noch ein Kilo Informationen dazu.»
Das Sortiment kann laufend erweitert werden
In den Anfangsjahren war der direkte Einkauf nur teilweise möglich. Es brauchte auch die Zusammenarbeit mit dem Caritas-Shop in Luzern, der kurz zuvor eröffnet wurde. 1976 wurde der Dachverband der damals bestehenden neun 3. Welt-Läden gegründet, um bessere Einkaufsmöglichkeiten zu nutzen. Anita Landis erzählt: «Die Aktion ‹Jute statt Plastik› der Organisation ‹Erklärung von Bern› hat ein Jahr später wesentlich zur Akzeptanz des fairen Handels beigetragen.» Baar hat mit 500 der insgesamt 250 000 verkauften Jutetaschen einen Beitrag leisten können.
Organisationsstruktur wurde professioneller aufgegleist
Die damals gegründete Importgesellschaft OS3 übernahm den Einkauf von Waren aus den Entwicklungsländern. Diese wurde 20 Jahre später in die Aktiengesellschaft Claro Fair Trade AG umgewandelt, bei welcher der Baarer Weltladen Vertragspartner ist. Die Produkte werden auf ökologisch nachhaltige Weise produziert, und der im Geschäft erzielte Gewinn fliesst vollumfänglich ins Entwicklungsland zurück. So kann Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht werden.
Weitere Informationen: www.clarobaar.ch
Feierlichkeiten
Das Jubiläum wird am Samstag, 13. Mai (Tag des fairen Handels), gefeiert. Der Festbetrieb für alle beginnt um 11.30 Uhr beim Schwesternhaus (neben dem Schulhaus Marktgasse) mit thailändischer Küche. Um 12 Uhr gibt es Ansprachen, und um 13 sowie 14.30 Uhr einen Showblock Claudia Masika & Band. Festausklang ist um 16 Uhr.
Ein weiteres Angebot sind die kostenlosen Fair-Führungen vom 24. Juni sowie 16. September: «Bei einem Rundgang durch Baar zeigt die Baarer Kulturschaffende Maria Greco auf, wie Konsumentinnen und Konsumenten aktiv werden und zu einer gerechteren Welt beitragen können», wirbt Präsidentin Anita Landis. «Die Teilnehmenden erfahren, wie bitter Schokolade schmecken kann, warum es wichtig ist, das Handy zu reparieren und wie man fair reisen kann.»
Das Geschäft an der Dorfstrasse 40 ist wie folgt geöffnet: Montag, 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Freitag, 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Samstag, 9 bis 12.30 Uhr. Der Laden bleibt am Samstag, 13. Mai, geschlossen.
Getragen wird der Verein Claro-Weltladen Baar von den Mitgliedern und einer möglichst zahlreichen Kundschaft. «Es wäre wünschenswert, wenn sich vermehrt Leute zur Passivmitgliedschaft entschliessen könnten», sagt Anita Landis. Die Passivmitgliedschaft kostet 30 Franken pro Jahr und kann auf der Webseite angemeldet werden. eb/csc