Beim Spieletreff sind alle Gewinner

Das Strategiespiel «Carpe Diem» (Vordergrund) ist für alle eine grosse Herausforderung.Bild: Franz Lustenberger
«Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.» Der Satz von Friedrich Schiller passt zum Motto des Baarer Spieletreffs, der dieses Jahr bereits den 15. Geburtstag feiert.
Von: Franz Lustenberger
Der Billardtisch im Jugendraum des reformierten Kirchgemeindehauses ist abgedeckt, darauf schön aufgereiht sind über gut 30 Gesellschaftsspiele für alle, die gerne einmal etwas Neues spielen wollen. Seit 15 Jahren organisiert Sybilla Graf jeden Monat, jeweils am zweiten Dienstag, diesen Abend, für den man sich nicht anmelden muss. Sie hat eine einzige Vorgabe an die spielenden Erwachsenen: «Gejasst wird nicht.» Auf dem Billardtisch liegen dagegen Strategiespiele wie beispielsweise «Die Quacksalber von Quedlinburg», «Carpe Diem», «Stone Age» und auch altbekannte Spiele.
Sybilla Graf ist mit Spielen aufgewachsen, sie hatte das Spielen während ihrer Zeit in der Ludothek zum Beruf gemacht. «Und ich möchte die Freude am gemeinsamen Spielen weitergeben.» Mittlerweile gehört der Spieletreff für Erwachsene zum fixen Angebot der reformierten Kirchgemeinde. Manchmal kommen mehr Personen, in der Coronazeit waren es eher weniger. «Jetzt zieht es wieder an.» Gerade in der heutigen Zeit mit ihren vielen Krisen sei ein entspannter Abend mit Gleichgesinnten von grossem Wert.
«Irgendjemand muss ja dann auch verlieren»
Es kann losgehen. Die Anwesenden wählen ihre Spiele aus und setzen sich an die Tische. An diesem Abend sind es das weitherum bekannte und beliebte «Brändi Dog», hergestellt von Menschen mit Beeinträchtigungen im Kanton Luzern und das Kartenspiel «Canasta», das vor gut 80 Jahren in einem Klub in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo entwickelt wurde. Eine Gruppe wagt sich an «Carpe Diem», in dem die Spielenden als reiche römische Patrizier ihr je eigenes Stadtviertel mit Teichen, Kräutergärten und Villen aufbauen. Alles gemäss dem Motto des Dichters Horaz: «Nutze den Tag, gewinne das Spiel.»
Die Atmosphäre an den Tischen ist locker, einer müsse ja verlieren. Obwohl alle mit einem gewissen Ehrgeiz bei der Sache sind. Bei neuen Spielen hilft Sybilla Graf gerne mit, in dem sie immer wieder einen Blick in die Spielanleitung wirft und den Teilnehmenden auch konkrete Tipps gibt. Nach all den Erklärungen tönt es durch den Raum «söll ech emol afaa».
Josef Fähndrich, der fast jedes Mal dabei ist, schätzt die Möglichkeit, immer mal wieder neue Spiele kennen zu lernen und auszuprobieren. «Es sind eben andere Spiele als ich daheim habe.» Und Angela Scheitza ergänzt: «Man spielt immer wieder mit neuen Personen zusammen.» Die immer wieder neuen Spielkonstellationen machen auch für Daniela Wettach einen Teil des Reizes des Spieletreffs aus. Und letztlich gelte folgendes Motto: «Wir Spielenden haben miteinander Freude und Spass.» Übrigens, der Spass dauert rund drei Stunden; um halb elf ist Schluss – bis zum nächsten Mal.
Mehr Infos: spieletreffbaar@bluewin.ch