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In Visp und Raron findet vom 21. bis 29. Juni die Streethockey-Weltmeisterschaft statt. Im Schweizer Männernationalteam sind der Nationaltrainer und zehn Spieler des amtierenden Schweizer Meisters Oberwil Rebells mit dabei und hoffen auf eine Medaille.
Wieder hat's am Ende nicht ganz gereicht. Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft verlor im Weltmeisterschaftsfinal in Prag gegen Tschechien 0:2 und musste sich zum dritten Mal nach 2013 und 2018 mit WM-Silber zufriedengeben.
Schweiz gegen Tschechien – dieses Hockeyduell gibt es bei den Männern bald wieder. Am Sonntag, 23. Juni. Nicht in Prag, sondern in Visp VS. Mit Eishockeyschlägern und -ausrüstung, aber mit Ball und in Sportschuhen, nicht auf Eis- sondern auf Plastikbelag. In der Woche vom 21. bis 29. Juni findet in den Eishockeystadionen von Visp und Raron die Street- und Ballhockey-Weltmeisterschaft statt, offiziell die ISBHF Men's & Women's Worldchampionship. Die Schweiz ist bei den Männern wie bei den Frauen dabei und spielt um weltmeisterliche Ehren.
Im Schweizer Eishockey stellt Zug bei den Männern wie bei den Frauen, die erst in die oberste Liga aufgestiegen sind, zwei Spitzenteams. Das gilt auch für das Männer-Streethockey. Die Oberwil Rebells sind gerade zum 14. Mal Schweizer Meister geworden und damit nationaler Rekordchampion. Die Zuger schlugen den Dauerrivalen von den Sierre Lions im fünften und entscheidenden Playoff-Finalspiel in der heimischen Sika Rebells Arena in Zug 5:4 nach Verlängerung.
Zehn der erfolgreichen Spieler von Oberwil wurden für die anstehende WM im Wallis aufgeboten. Darunter auch Yanick Müller. Der Verteidiger bekleidet in der Nationalmannschaft das Amt des Captains. «Es ist natürlich von Vorteil, dass so viele Zuger Spieler aufgeboten wurden. Wir sind eingespielt.»
Aber er freut sich auch auf die Spieler aus den anderen Schweizer Teams. «In unserem Sport kennt man sich untereinander gut. Egal ob man in Oberwil, Sierre, La-Chaux-de-Fonds oder Gals mitspielt.»
Im Schweizer Nationalteam «müllert» es gewaltig. Neben Yanick stehen auch noch seine Teamkollegen Ken, Max und Tim Müller (Captain bei den Rebells) im Aufgebot. Dazu kommen Yanik Eberle, Nick Hlubek, Aaron Iten, Moritz Hausherr, Tobias Rohdewald und Raffaele Cioffo als weitere Oberwil-Spieler dazu.
Und: Tibor Kapanek, Headcoach in Oberwil, ist gleichzeitig auch Schweizer Nationaltrainer des Männerteams. «Er will auch in der Nati das System spielen, das wir mit Oberwil praktizieren, das kommt uns Rebells-Spielern sicher entgegen», glaubt Yanick Müller. Er bezeichnet Tibor Kapanek als «Taktikfuchs, der weiss, wie er uns auf welchen Gegner einstellen muss.»
Nach Sierre 2003 und Zug 2015 findet die Street- und Ballhockey-Weltmeisterschaft zum dritten Mal in der Schweiz statt. Bei den Frauen sind sieben Teams involviert. Die Schweiz trifft auf Kanada, die Slowakei, Tschechien, die USA, Grossbritannien und ein United-Nations-Team.
Die Männer spielen in zwei Stärkegruppen, es gibt am Ende deshalb auch zwei Finalspiele. Die Schweiz ist in der oberen Stärkeklasse, die um den WM-Titel spielt. Diese ist in zwei Gruppen aufgeteilt. Das Nationalteam trifft im Auftaktspiel auf die USA, dann auf Finnland, Tschechien und Italien. In der anderen Gruppe duellieren sich Kanada, Grossbritannien, Griechenland, die Slowakei und Haiti. In der schwächeren B-Division spielen der Libanon, die Cayman Islands, Portugal, Frankreich, Armenien und die Bermudas gegeneinander.
Viel Vorbereitungszeit hatte das Schweizer Team nicht. «In der Qualifikation hatten wir zwei oder drei Trainingstage. Wegen der WM bestritten wir im Februar zusätzlich ein Vorbereitungsturnier gegen Tschechien und die Slowakei», erklärt Yanick Müller. Beim Heimturnier im Wallis wollen die Schweizer natürlich gut abschneiden. «Unser Ziel ist es, dass wir es in die Halbfinals schaffen und um die Medaillen mitspielen können.»
Einfach wird dieses Unterfangen nicht. Die Schweiz ist auf dem Papier nicht Favorit auf die ersten drei Plätze. Diese Rollen tragen Titelverteidiger Kanada, die Slowakei und Tschechien. An den bisherigen zwölf Weltmeisterschaften seit 1996 holte Kanada den Titel fünfmal, die Slowakei vier- und Tschechien dreimal. Auch die restlichen Medaillen gingen meistens an diese drei Nationen. Je einmal Silber gab es für Indien und die USA, einmal Bronze für Italien. Gleiches Bild bei den Frauen. Viermal Gold für Kanada, je einmal für die Slowakei und Tschechien. Die USA gewannen einmal Silber.
Im Gegensatz zum Eishockey, wo Schweizer NHL-Spieler wie Roman Josi, Nico Hischier, Kevin Fiala oder Nino Niederreiter Millionensaläre verdienen, ist Street- und Ballhockey weltweit eine Amateursportart. «Ich muss eine Woche Ferien eingeben, damit ich an der Weltmeisterschaft teilnehmen kann», erklärt Yanick Müller. Auf die faule Haut liegen wird er im Wallis garantiert nicht. «Wir haben einen freien Tag, da werden wir gemeinsam einen Ausflug machen. Ansonsten ist die Woche mit dem Spielplan straff durchstrukturiert.»
Yanick Müller kommt ursprünglich vom Eishockey. Er hat als Junior in Zug, Lugano und Rapperswil gespielt, bevor er zum Streethockey gewechselt ist. Er sieht nicht grosse Unterschiede zwischen den beiden Sportarten. «Natürlich ist da der Ball statt dem Puck, die Kunststoffunterlage statt Eis. Aber sonst ist es ein sehr intensives, körperbetontes Spiel. Die Sportart hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und ist wesentlich athletischer geworden.»
In den Schweizer Erwachsenenligen wird, wie im Eishockey, 3 mal 20 Minuten plus Verlängerung mit Sudden Death oder Penaltyschiessen gespielt. International sind es hingegen 3 mal 15 Minuten plus Verlängerung mit Sudden Death oder Penaltyschiessen. Auf dem Feld stehen pro Team jeweils ein Torhüter und fünf Feldspieler. Es gibt Strafen und eine Offsideregel.
Im Gegensatz zu Yanick Müller haben die meisten Mitspieler bei den Oberwil Rebells keinen Eishockey-Hintergrund. «Wir haben ja bereits Juniorenteams ab U-9. Deshalb steigen viele direkt mit dem Streethockey-Sport ein.» Ein Frauenteam haben die Rebells nicht. In den Nachwuchsteams machen aber auch Mädchen mit.
Der Klub ist im Jahr 2000 im Stadtzuger Oberwil gegründet worden und spielte zuerst auch dort. «Auf dem Schulhausplatz. Wegen Lärmemissionen erfolgte der Umzug in ein Provisorium in Zug», sagt Yanick Müller. Schliesslich konnte im Gebiet Herti Nord ein Stadion gebaut werden. Weil das Projekt einer Streethockeyhalle in Oberwil von der Stimmbevölkerung abgelehnt wurde, ist die Sika Rebells Arena mit Tribüne, Garderoben und sanitären Anlagen zur fixen Heimat für den Streethockey-Verein aus Oberwil geworden.
Renato Cecchet
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