Immer mehr Medis – was nun?

Dreimal im Jahr laden Pro Senectute und die Gemeinde Baar zu einem Nachmittag in der Reihe «Gesund altern im Kanton Zug». Am letzten Dienstag ging es um Medikamente im Seniorenalter.

Arzt Stefan Neuner-Jehle (links) und Apotheker Martin Affentranger lieferten Infos.Bild: Franz Lustenberger
Arzt Stefan Neuner-Jehle (links) und Apotheker Martin Affentranger lieferten Infos.Bild: Franz Lustenberger

«Wie viele verschiedene Medikamente nehmen Seniorinnen und Senioren regelmässig ein?» Mit dieser Frage an das zahlreich erschienene Publikum eröffnete Stefan Neuner-Jehle, leitender Arzt am Institut für Hausarztmedizin am Universitätsspital Zürich, seine Ausführungen. Die Antwort: Bei Menschen zu Hause sind es gut fünf Medikamente, bei Menschen über 80 verdoppelt sich diese Zahl auf zehn. Zu den am meisten konsumierten Medikamenten gehören Blutdruck­senker, Schmerz- und Schlafmittel.

Da zentrale Organe der Ausscheidung und der Umwandlung von biochemischen Sub­stanzen wie Niere oder Leber mit zunehmendem Alter an Funktionalität einbüssen, sieht Neuner-Jehle bei gleichbleibender Dosierung gewisse Risiken. Zudem bestehe die Gefahr, dass Nebenwirkungen mit jeweils neuen Medikamenten bekämpft würden. Der Hausarzt warnt deshalb vor einer «Verschreibungskas­kade» mit den Risiken von ­zunehmenden Wechselwirkungen und konkreten Aus-wirkungen auf die Gesundheit. So steige etwa das Sturzrisiko bei der gleichzeitigen Einnahme von fünf Medikamenten um das Vierfache.

Mit den vielen Medis zum Arzt oder Apotheker

Zur Frage im Titel zurück, was ist bei vielen Medikamenten zu tun? «Packen Sie sie alle in eine Schachtel und gehen Sie damit zum Arzt oder zum Apotheker», rät Stefan Neuner-­Jehle als ersten Schritt. Ein ­sogenannter Polymedikationscheck lohnt sich gemäss Martin Affentranger, Apotheker der Anklin-Apotheke in Cham, bereits ab vier verschriebenen Medikamenten, die über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Die Medikamente sollen sich perfekt ergänzen.

Martin Affentranger: «Das ist wie beim Teamwork im Sport oder der Wirtschaft.» Mit dem Pilotprojekt «myCare Start» unterstützen drei Apotheken im Kanton Zug vor allem Menschen, die ein neues Medikament verschrieben erhielten. Martin Affentranger ging auch auf eine der häufigsten Beschwerden von älteren Menschen ein, nämlich auf Schlafprobleme.

Im Alter wache man während der Nacht öfter auf als in ­jungen Jahren. «Der Schlaf lässt sich nicht erzwingen.» Er warnt deshalb vor einer eigen­mächtigen Dosissteigerung bei ­Schlafmitteln. Der Apotheker mahnt zu mehr Gelassenheit. Manchmal helfe ein Lavendel-kissen mit seinem Duft mehr als ein Medikament. Stefan Neuner-Jehle sagt es so: «Wir sollten nicht jede Störung gleich mit einem Medikament bekämpfen.»

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